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Τετάρτη 29 Απριλίου 2020

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Ένα άρθρο για το Λευκό Ρόδο:

Eine Widerstandsgruppe Münchner Studenten

Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst im Sommer 1942.
Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst im Sommer 1942.
Im Frühjahr 1942 formiert sich im Umfeld der Münchner Universität eine Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime, die sich Weiße Rose nennt. Mitglieder und Unterstützer sind vorwiegend Studenten, später auch Professoren und andere Intellektuelle. Bis zu ihrer Entdeckung im Frühjahr 1943 erstellt die Gruppe insgesamt 6 Flugblätter und malt regimefeindliche Parolen an öffentliche Plätze. Bei Zwangseinsätzen im Reichsarbeitsdienst, in Rüstungsbetrieben und an der Front leisten sie passiven Widerstand. Die wichtigsten Mitglieder sind die Geschwister Hans und Sophie Scholl, die Medizinstudenten Christoph Probst, Willi Graf, Alexander Schmorell und Kurt Huber, Professor für Musikwissenschaft. Die Studenten eint eine bereits jahrelange innere Gegnerschaft gegen das NS-Regime. Die Degradierung des Individuums, der Antisemitismus und besonders der Vernichtungskrieg im Osten sind starke Motive der Gegnerschaft. Eine spezielle ideologische Festlegung der Gruppe gibt es nicht. Einig sind sie sich jedoch darin, daß das künftige Europa demokratisch und in enger Zusammenarbeit der Völker aufgebaut werden muß. Die meisten Mitglieder der „Weißen Rose“ sind dabei von einer starken christlichen Glaubensüberzeugung geprägt. Darüber hinaus verbindet sie ein großes Interesse an Literatur und Philosophie. Insbesondere die Kirchenlehrer Augustinus und Thomas von Aquin, aber auch die Existenzphilosophie des dänischen Denkers Kierkegaard beschäftigen sie.
Ein Auslöser für den aktiven Widerstand sind die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen, die seit Sommer 1941 unter der Hand im Reich verbreitet werden. Bischof Galen hatte offen die Verfolgungen durch die Gestapo angegriffen und die Ermordung Geisteskranker als „Mordbefehl“ bezeichnet – und Strafanzeige vor dem Landgericht Münster gestellt. Galen blieb nur deswegen unbehelligt, weil das Regime im Krieg nicht die katholische Bevölkerung gegen sich aufbringen wollte. Dadurch ermutigt, planen die Münchner Studenten zunächst die Weiterverbreitung der Predigten Galens, entschließen sich dann aber, eigene Flugblätter zu verfassen.
Die ersten Flugblätter, die 1942 hergestellt werden, sind eine Gemeinschaftsarbeit von Hans Scholl und Alexander Schmorell. Dieser kann auch einen Vervielfältigungsapparat beschaffen. Später beteiligten sich auch andere. In rascher Folge erscheinen weitere 4 Flugblätter. Ein letztes, sechstes Flugblatt im Frühjahr 1943. Die Studenten mußten dazwischen ihre Widerstandstätigkeit unterbrechen, weil etliche von ihnen an die Ostfront einberufen wurden. Die Flugblätter wurden vor allem an Akademiker, aber auch an Gastwirte verschickt. Überwiegend an Personen mit regimekritischer Einstellung, die als Multiplikatoren tätig sein konnten: Durch Weitervervielfältigung der Blätter oder doch wenigstens Weitererzählen.

Der Name Weiße Rose

Die früher verbreitete Darstellung, der Name Weiße Rose leite sich aus dem Titel eines spanischen Romans ab, ist vermutlich falsch. Hans Scholl als Erfinder dieses Namens gab der Gestapo jedenfalls zu Protokoll, er habe diesen Namen mehr oder weniger „gefühlsmäßig“ gewählt, aus der Überlegung heraus, daß ein solcher Name für die Öffentlichkeit hinreichend einprägsam sei und positiv klinge.

Die Flugblätter

Mit ihren Flugblättern verfolgte die „Weiße Rose“ hauptsächlich drei Ziele:
  1. Es sollte deutlich gemacht werden, daß nicht alle Deutschen hinter dem Regime standen. Es gab eine moralische Verpflichtung, gegen eine als verbrecherisch erkannte Regierung vorzugehen. Wer dies nicht tut, macht sich selbst mitschuldig.
  2. Die Bevölkerung, bei der es eine verbreitete Unzufriedenheit über die Diktatur gab, sollte zu passivem Widerstand gegen das Regime ermuntert werden. Verweigerung der offenen Unterstützung von NS-Veranstaltungen, Nichtbeteiligung an NS-Aktivitäten und Sabotage in Rüstungsbetrieben war für den Einzelnen Möglichkeiten. Dazu bedurfte es keiner Organisation und auch das Risiko war gegenüber offenen Aktivitäten geringer. Die Weiße Rose wollte allen jenen, die dazu grundsätzlich bereit waren, deutlich machen, daß sie nicht allein stehen in ihrer Gegnerschaft gegen das Regime.
  3. Die Flugblätter sollten von ihren Empfängern weiterverbreitet und so eine ganze Widerstandswelle ausgelöst werden. Wenn die Verbreitung erst weit genug war, so hoffte man, würde der passive und verdeckte Widerstand auch in offene Aktionen übergehen.
Alle Flugblätter wurden sorgfältig vorbereitet und redigiert. Großen Wert legte die Weiße Rose auf eine sorgfältige philosophische und theologische Begründung des Widerstandes. Eine Vielzahl von Belegen aus Schriften von Philosophen, Schriftstellern und Staatsdenkern finden sich in den Flugblättern. Der Staat, so die zentrale Begründung, habe den Zweck, dem Menschen zu dienen, seine individuelle Freiheit zu sichern und insbesondere seine geistige Entfaltung zu fördern. Das NS-Regime habe das Verhältnis zwischen Mensch und Staat pervertiert. Das Individuum habe jede Freiheit verloren und diene nur noch dazu, die Kriegsmaschine in Betrieb zu halten. Es gebe daher eine sittliche Verpflichtung des Menschen, gegen ein solches Regime Widerstand zu leisten.

Die Ausweitung des Widerstandes

Die Aktivitäten der „Weißen Rose“ blieben nicht auf München beschränkt. Von Anfang an wurden die Flugblätter an potentielle Interessenten und Multiplikatoren im gesamten Reichsgebiet übersandt. Alle endeten mit der Aufforderung: „Wir bitten diese Schrift mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuverteilen.“ Flugblätter der „Weißen Rose“ tauchten u.a. in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, Freiburg, Chemnitz, Wien und Salzburg auf. Das letzte Flugblatt der „Weißen Rose“ wurde in England nachgedruckt und über Deutschland abgeworfen. Vor allem aber bemühten sich die Münchner Studenten an anderen Orten Partner zu finden, die eigene Widerstandszellen der „Weißen Rose“ aufbauten. Dies gelang besonders in Hamburg, wo sich eine ebenfalls stark studentisch geprägte Widerstandsbewegung bildete. Initiativ war vor allem die Medizinstudentin Traute Lafrenz. Die Hamburgerin studierte ebenfalls in München, hielt aber engen Kontakt zu ihrer Heimatstadt. An der Hamburger Universität fanden sich besonders viele Sympathisanten im Umfeld des Chemischen Instituts. Entscheidende Bedeutung hatte hier der Student Hans Leipelt, der als Halbjude 1941 von der Universität verwiesen wurde. Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl verbreitete er mit anderen die Flugblätter weiter und übertitelt sie neu: „Und ihr Geist lebt trotzdem weiter“. Eine andere Aktion der „Weißen Rose“ fand ebenfalls Nachfolger. Als sie im Februar 1943 in der Nähe der Universität mehrere Wände mit der meterhohen Parole „Freiheit“ bemalten, tauchten in der Umgebung Münchens ebenfalls Parolen auf: „Nieder mit Hitler!“ oder „Hitler, Massenmörder“.

Entdeckung und Prozeß

Am 18. Februar 1943 werden Hans und Sophie Scholl verhaftet. Bei der Verteilung des 6. Flugblattes in der Münchner Universität beobachtet sie ein Hausmeister. Obwohl sie in den Verhören der Gestapo versuchen, die Schuld allein auf sich zu nehmen, ermitteln die NS-Verfolgungsbehörden rasch eine Reihe von Mitgliedern und Sympathisanten. Am 22. Februar 1943 findet der erste Prozeß gegen die Weiße Rose statt, gegen Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst. Die Anklage lautete auf „landesverräterische Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“. Die Verhandlung wird vor dem „Volksgerichtshof“ durchgeführt, einer Institution, die das NS-Regime bereits 1934 zum Zwecke politischer Justiz geschaffen hatte. Ihr Vorsitzender, der Richter Roland Freisler, bezeichnet sich stolz als „politischer Soldat“ und ist für seine brutale Verhandlungsführung bekannt. Auch während der Verhandlung gegen die „Weiße Rose“ schreit und beschimpft er die Angeklagten beständig. Bereits um 13.30 Uhr desselben Tages, nach nur wenigen Stunden Verhandlung, verkündet Freisler die Todesurteile. Und noch am selben Tag werden alle drei auf der Guillotine hingerichtet. Der zweite Prozeß gegen Mitglieder der „Weißen Rose“ findet am 19. April 1943, ebenfalls in München unter Roland Freisler statt. Gegen Kurt Huber, Alexander Schmorell und Willi Graf werden Todesurteile gefällt, zehn weitere Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt und ein Angeklagter freigesprochen. Bis zum 20. April 1945 finden insgesamt 7 weitere Prozesse, unter anderem auch gegen die Hamburger Gruppe der „Weißen Rose“ statt. Der letzte zum Tode Verurteilte, Heinz Kucharski, konnte während eines Fliegerangriffs, seinen Henkern entfliehen.
Einige Mitglieder der Weißen Rose

Hans Scholl

Geb. 22. September 1918 in Ingersheim bei Crailsheim. Der Vater, zunächst Bürgermeister in einer kleinen Gemeinde, ist selbständiger Wirtschafts- und Steuerberater in Ulm. Während die Familie antinazistisch – der Vater muß wegen einer kritischen Bemerkung 1942 sogar kurz in Haft – eingestellt ist, wird Hans Scholl 1933 zunächst begeistertes Mitglied der Hitlerjugend. Aus Enttäuschung schließt er sich schließlich einer verbotenen Jugendbewegung an. Deswegen wird er bereits 1937 mit einigen Freunden verhaftet. 1939 beginnt er das Studium der Medizin an der Universität München. Als studentischer Angehöriger der Wehrmacht muß Hans Scholl in den Semesterferien an die Front, zunächst nach Frankreich, später auch an die Ostfront. Ausgeprägtes Interesse für Literatur und Philosophie bestimmen ihn ebenso wie sein überzeugtes Christentum.

Sophie Scholl

Geb. 09. Mai. 1921, Schwester von Hans Scholl. Wie ihr Bruder wendet sich auch Sophie Scholl nach anfänglicher Begeisterung rasch von der Hitlerjugend ab. Ihre künstlerischen, philosophischen und theologischen Interessen vertiefen bereits während der Schulzeit ihre innere Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Nach dem Abitur arbeitet sie zunächst als Kindergärtnerin und studiert ab Mai 1942 in München Biologie und Philosophie. Auch ihr Handeln und Denken ist von einem überzeugten Christentum bestimmt.

Christoph Probst

Geb. 6. November 1919 in Murnau. Geprägt von einer humanistisch-liberalen Erziehung, hatte Christoph Probst zu keinem Zeitpunkt Sympathie für das NS-Regime. Nach Ableistung des verpflichtenden Reichsarbeitsdienst beginnt er 1939 mit dem Studium der Medizin in München. Bereits mit 21 Jahren heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern. Unmittelbar nach Geburt seines dritten Kindes wurde er verhaftet. Er bekam es nie zu sehen. In der Todeszelle ließ er sich katholisch taufen.

Willi Graf

Geb. 2. Januar 1918 in Kuchenheim/Kreis Euskirchen. Willi Graf wuchs in Saarbrücken in einem katholischen Elternhaus auf und war selbst in der katholischen Jugendbewegung aktiv. Nachdem die konfessionellen Jugendverbände 1934 verboten wurden, blieb Graf dennoch lockeren Zusammenschlüssen von katholischen Jugendlichen verbunden, die mehr oder weniger illegal tätig waren. Bereits 1938 war er deswegen einige Zeit inhaftiert. Als überzeugter Katholik hielt er es seine Pflicht, sich dem Regime zu widersetzen. So weigerte er sich konsequent, der Hitlerjugend beizutreten. 1937 begann er mit dem Medizinstudium, zunächst in Bonn, ab April 1942 dann in München. Ihm gelang es bis zu seiner Verhaftung vor allem dank seiner Kontakte ins Rheinland und zur katholischen Jugendbewegung, den Gedanken der „Weißen Rose“ über München hinaus weiterzutragen.

Alexander Schmorell

Geb. 16. November 1917 in Rußland. Nach dem Tod seiner russischen Mutter übersiedelt der Vater, ein Arzt, nach München. Dank eines russischen Kindermädchens wächst Alexander Schmorell zweisprachig auf. Ausgeprägtes Interesse für die russische Kultur und Literatur bestimmt ihn. Nach dem Abitur leiste er den Reichsarbeitsdienst ab und wird dann zur Wehrmacht einberufen. Auch er studiert Medizin in München und ist erbitterter Gegner des Hitler-Regimes. Mit seinem Einsatz an der Ostfront wird er zur Beteiligung an einem unmenschlichen Krieg gegen ein Land gezwungen, daß er zu einem wesentlichen Teil auch als seine Heimat ansieht. Die geplante Flucht in die Schweiz nach Aufdeckung der „Weißen Rose“ durch die Gestapo scheitert.

Kurt Huber

Geb. 24. Oktober 1893 in Chur/Schweiz. Nach Studium von Musikwissenschaft, Psychologie und Philosophie war Huber seit 1920 außerordentlicher Professor an der Universität München. Politisch national und liberal eingestellt, beschäftigte er sich in seinen Forschungen unter anderem mit Volksliedern nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Regionen. Vor allem die Massenmorde durch die Deutschen in den besetzten Ostgebieten brachten den Regimekritiker zu einer immer offeneren Gegnerschaft zum Regime. Noch in der Todeszelle arbeitete er an einem Werk über den Philosophen Leibniz.

Die Bewertung des Widerstandes

Gemessen am Ziel, die NS-Diktatur zu stürzen, ist die „Weiße Rose“ – wie alle anderen Widerstandsaktivitäten gegen das Dritte Reich auch – gescheitert. Im Nachkriegsdeutschland wurde der Widerstand der „Weißen Rose“ rasch als moralisch zwar ehrenwert, der Mut als beispiellos anerkannt – als wirklich politische Aktion jedoch kaum ernst genommen. Weder sei ihnen die Möglichkeit eines politischen Umsturzes gegeben noch wären ihre mit philosophischen Zitaten belegten Flugblätter schlicht genug gewesen, um die breite Bevölkerung zu erreichen. Diese Bewertung ist aber ungerecht. Angesichts der beschränkten Möglichkeiten der Flugblattproduktion war der „Weißen Rose“ klar, daß nur wenige Personen erreicht werden konnten. Eine Massenwirkung konnte so gar nicht bezweckt werden. Es kam vielmehr darauf an, die ausgewählten Multiplikatoren – akademisch gebildete Personen – in einer Sprache anzusprechen und zu überzeugen, die sich deutlich von der NS-Schlagwortpropaganda abhob. Politisch richtig war auch die Einschätzung, daß die Bevölkerung kaum zu offenem Widerstand bereit war. Passiver Widerstand war jedoch wegen des geringeren Risiko denkbar und – wenn sich genügend Menschen beteiligten – auch wirksam. Vor allem konnte etwa durch Sabotage in Kriegsbetrieben die Kriegsmaschinerie gestoppt und der Krieg vorzeitig beendet werden. Letztlich war der „Weißen Rose“ klar, daß das NS-Regime nur durch die vollständige militärische Niederlage beseitigt werden konnte. Unpolitisch war dieser Widerstand also nicht, er belegt vielmehr eine sehr realistische Einschätzung der Lage. Vor allem aber: Die Weiße Rose zeugt davon, daß es auch im Dritten Reich Menschen gab, die sich unter Einsatz ihres Lebens weigerten, sich mitschuldig zu machen.

Zitate aus Flugblättern der Weißen Rose

„Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique ´regieren´ zu lassen“.
(aus dem 1. Flugblatt)
„Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer nationalsozialistischen Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müßte man versuchen, sie mit geistigen Mitteln zu beweisen oder zu bekämpfen – die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten. (…) Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, besten Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig ! Doch ist es noch nicht zu spät, diese abscheulichste aller Mißgeburten von Regierungen aus der Welt zu schaffen, um nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden.“
(aus dem 2. Flugblatt)
„Jeder einzelne Mensch hat einen Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Denn der Mensch soll nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück und Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen. (…)
Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. (…) Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung – der passive Widerstand. Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen, und in diesem Kampf ist vor keinem Weg, vor keiner Tat zurückzuschrecken, mögen sie auf Gebieten liegen, auf welchen sie auch wollen. (…) Sabotage in Rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben, Sabotage in allen Versammlungen, Kundgebungen, Festlichkeiten, Organisationen, die durch die nationalsozialistische Partei ins Leben gerufen werden. (…) Sabotage auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind. (…) Sabotage in allen Veranstaltungen kultureller Art, die das Ansehen der Faschisten im Volke heben können. Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der Regierung stehen, für ihre Ideen, für die Verbreitung der braunen Lüge kämpfen.“

(aus dem 3. Flugblatt)
„Wer hat die Toten gezählt. Hitler oder Goebbels – wohl keiner von beiden. Täglich fallen in Rußland Tausende.(…) Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhafter Weise den Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan. (…) Obgleich wir wissen, daß die nationalsozialistische Macht militärisch gebrochen werden muß, suchen wir eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen. Dieser Wiedergeburt muß aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk auf sich geladen hat, und ein rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen. (…) Vergeßt auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt Euch die Namen, auf daß keiner entkomme!“
(aus dem 4. Flugblatt)
Autor: Dr. Bernd Kleinhans

 

Literatur

Benz, Wolfgang / Hermann Graml /Hermann Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997.
Benz, Wigbert / Bernd Bredemeyer / Klaus Fieberg: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Beiträge, Materialien Dokumente. CD-Rom, Braunschweig 2004.
Dumbach, A.E. / Newborn, J.: Die Geschichte der Weißen Rose, Freiburg, Basel, Wien, 4. Aufl. 1994.
Fleischhack, E.: Die Widerstandsbewegung „Weiße Rose“. Literaturbericht und Bibliographie, Frankfurt a. M. 1971.
Jacob, I.: Die Widerstandsgruppe Weiße Rose in Hamburg, in: I. Jacob: Und die Verantwortung wär dein, Hamburg 1963.
Scholl, Inge: Die Weiße Rose, Frankfurt a.M. 7. Auflage 1992.
Steffahn, H.: Die Weiße Rose. Mit Selbstzeugnissen und Dokumenten, Reinbek bei Hamburg, 5. Aufl. 1999.
Verhoeven, M. / Krebs, M.: Die Weiße Rose. Der Widerstand der Münchner Studenten gegen Hitler, Frankfurt a. M. 1982.
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